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ART – Angst, Religion und Tiere

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«Angst ist so alt wie wir selbst, sie ist schon da, wenn wir geboren werden. Sie ist älter als wir. Angstreaktionen reichen tief ins Tierreich hinein. Im Paradies herrscht keine Angst: das heißt, dass auch die Tiere keine allgütige Mutter, sondern der Schauplatz eines stets gefährdeten Lebens. Angst zeigt die Anwesenheit einer Gefahr, einer bestimmten oder diffusen Drohung. Im Gefühl bedrohter Existenz fährt die Angst in den tierischen ebenso wie in den menschlichen Organismus heftig hinein. Als Anzeiger von Gefahr hat Angst aber eine lebensdienliche Funktion. Ohne Angst tappten Tier wie Menschen in Gefahren hinein und kämen darin um. So aber breitet sich die Angst blitzschnell im ganzen Körper aus, konzentriert ihn, versetzt ihn in Spannung und Aufmerksamkeit, die augenblicklich zu handeln bereit ist, wenn sie nur wüsste, wie und wohin.

Angst ist eine Elementarreaktion des Lebendigen. Eine wesentliche Differenz zum Tier ist es indes, dass die animalische Matrix der Angst zur Erklärung der menschlichen Ängste und der Techniken ihrer Bewältigung nicht hinreicht. Die höheren Tiere haben in Konfrontation mit der Angst nur drei Möglichkeiten: Flucht, Unterwerfung, Kampf».

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BIRGIT WEYEL / WILHELM GRÄB (Hg.): Religion in der modernen Lebenswelt, Erscheinungsformen und Reflexionsperspektiven, Göttingen 2006 (Seite 221)